CIDOC Personen Inventarisierungsprozess in Runkelstein 1493

Semantische Auswertungen

CIDOC Personen Inventarisierungsprozess in Runkelstein 1493

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Unser Projekt erforscht die Bedeutung von Inventaren als dynamische Produkte kultureller Praktiken und unterscheidet dabei zwischen personen- und raumbezogenen Inventaren. Personenbezogene Inventare listen meist bewegliche Güter einer Person auf, während raumbezogene Inventare sich auf die mobile Ausstattung von Gebäuden konzentrieren und selten feste Elemente wie Kochnischen oder Wandverkleidungen erfassen.

Wir nutzen Inventare als Brücke zu archäologischen, bauhistorischen, bildlichen und literarischen Quellen. Die Analyse zielt darauf ab, die Beziehungen zwischen Menschen, Objekten und Räumen zu verstehen. Dabei werden sowohl materielle Aspekte (wie Anzahl, Farbe, Qualität) als auch soziale Gesichtspunkte (wie Handlungen, Personen, Objektbiographien) und raumbezogene Informationen berücksichtigt.

Unsere Forschung konzentriert sich auf raumbezogene Inventare, insbesondere auf Burginventare, und füllt damit eine Forschungslücke. Wir untersuchen, wie Objekte mit bestimmten Räumen verbunden sind, ob es geschlechtsspezifische Objekte gibt, Informationen zur Nutzung der Gegenstände und ihre Beziehungen zu Personen oder anderen Objekten, sowie Erkenntnisse über Burgen als soziale Orte. Für die historisch-semantische Analyse verwenden wir ein spezielles Tagset.

Unser Projekt erforscht die Sprache der Inventare, um historische Sprachbestände zu erschließen und die Objektbezeichnungen in den Inventaren zu verstehen. Wir erstellen ein Glossar, das die semantischen Inhalte der Inventare erschließt und klären historische Begriffe für Objekte. Die Inventare, in Frühneuhochdeutsch, Renaissanceitalienisch und Neulatein verfasst, dienen als Basis für einen Thesaurus, der zur ontologischen Erschließung der semantischen Welten der Inventare beiträgt.

Wir verwenden automatische linguistische Annotationen, um die Texte in ein korpusbasiertes System zu integrieren, wobei bestehende Methoden aus ähnlichen Projekten angewandt werden. Die CIDOC-CRM-Ontologie, ein ISO-Standard in den Digital Humanities, hilft uns, die Beziehungen zwischen den Inventareinträgen, Objekten und Räumen darzustellen.

Der endgültige Thesaurus basiert auf den aus den Inventaren extrahierten Vokabularen, ergänzt durch Konzepte aus bestehenden Thesauri wie dem Getty AAT. Wir implementieren den Thesaurus im SKOS-Format, um ihn in der Semantic-Web-Gemeinschaft für Wissensorganisationssysteme wie Thesauri und Taxonomien zugänglich zu machen.

Im dritten Teil unseres Projekts verknüpfen wir die aus den Inventaren gewonnenen Informationen über die Beziehungen zwischen Objekten, Menschen, Praktiken und Räumen mit existierenden oder als Ruinen erhaltenen Tiroler Burgen. Diese Burgen sind nicht nur umfassend durch schriftliche Quellen dokumentiert, sondern bieten auch die Möglichkeit, die historische Raumfolge nachzuvollziehen.

Wir nutzen vorhandene Forschungsergebnisse, wie das Tiroler Burgenbuch und die Baugeschichte von Schloss Tirol, und kombinieren diese mit den Informationen aus den Inventaren. Unser Ziel ist es, diese kombinierten Daten über eine Website sowohl Wissenschaftlern als auch der interessierten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dies trägt zur weiteren Erschließung des kulturellen Erbes der Tiroler Burgen bei.

Ein besonderer Fokus unseres Projekts liegt darauf, den vorherrschend männlichen Blick auf Burgen zu hinterfragen und einen Schritt in Richtung einer inklusiven, geschlechterbewussten Interpretation zu machen, die Unterschiede in der Vergangenheit in Bezug auf Geschlecht berücksichtigt.